Ist Feuerwehr wirklich Männersache?

„Du bist bei der Feuerwehr? Das ist doch nichts für Frauen!“ Diese und ähnliche Aussagen mussten weibliche Mitglieder in Feuerwehren vielleicht bereits erdulden. Auch in der heutigen Zeit machen Frauen nur einen Bruchteil der Mannschaftsstärke der Feuerwehr aus. Doch ist das Feuerwehrwesen wirklich bloß „Männerarbeit“? 

Während des zweiten Weltkriegs bestand die Mannschaft einer Feuerwehr, zu dieser Zeit Feuerschutzpolizei genannt, zu großem Teil aus Frauen und Jugendlichen der Hitlerjugend. Nach den Kriegsjahren wurden diese jedoch wieder von Männern abgelöst. Meist auf die zweite Reihe abgeschoben, verrichteten Frauen vorerst hauptsächlich Verwaltungs- und Funkdienste. An Einsätzen nahmen diese inoffiziellen Mitglieder nur Teil, wenn wortwörtlich „Not am Mann“ war. 1993 durfte im Burgenland erstmals eine Frau offiziell der Feuerwehr beitreten.[1]

Seither hat sich viel getan. Inzwischen sind laut der Feuerwehr-Statistik 2023 des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes (ÖBFV) 9,5% aller Mitglieder weiblich. Mit jedem Jahr wurde der Anteil an weiblichen Feuerwehrmitgliedern größer. 2008 lag die Anzahl der Frauen in der aktiven und inaktiven Mannschaft sowie in der Feuerwehrjugend bei 12.476 Mitgliedern. Im Jahr 2023 waren es bereits 33.629 weibliche Mitglieder![2]

Auch in der Freiwilligen Feuerwehr Puch gibt es bereits seit mehreren Jahren weibliche Verstärkung. Ortsfeuerwehrkommandant (OFK) -Stellvertreter OBI Florian Hofmann fasst die Wichtigkeit der Frauen in zwei kurzen Punkten zusammen: „Erstens, jede/jeder sollte ihren/seinen Beitrag für die Allgemeinheit leisten. Zweitens sind wir auf jede Hilfe angewiesen und könnten auch ohne unsere Feuerwehrfrauen nicht die Mannschaftsstärke aufweisen“ 

In der Ausbildung wird kein Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht. Die theoretischen und praktischen Prüfungen sowie körperliche Eignungskriterien sind dieselben. Im Einsatzfall kommt es darauf an, ob die Person die jeweilige Aufgabe erledigen kann, unabhängig von deren Geschlecht. Sollten Frauen etwas nicht so gut können wie Männer, ist es wichtig die Kameradschaft untereinander zu haben, so OFK HBI Günter Fercher. 

Ob sich etwas geändert hat, seit Frauen bei der Feuerwehr Puch dabei sind? Fast nichts! Günter Fercher erwähnt lediglich den freundlicheren Umgangston seit Frauen einen Teil der Mannschaft bilden. Florian Hofmann sieht es positiv, dass sich nicht viel geändert hat – im Übungsdienst und im Einsatz werden alle gleich behandelt. 

Der Feuerwehrdienst ist schon lange keine „Männerarbeit“ mehr. Immer mehr Frauen arbeiten im Feuerwehrwesen, ob freiwillig oder hauptberuflich, und stehen den Männern in nichts nach. „Dass Feuerwehrdienst Männerarbeit ist, ist Blödsinn. Natürlich ist es teilweise körperlich fordernd, aber nicht jeder Einsatz gipfelt im Kräftemessen. Es gibt für jeden etwas zu tun und jede und jeder kann ihre/seine Stärken anwenden und einbringen“, so Florian Hofmann. Die alten Klischees werden längst nicht mehr erfüllt. Frauen arbeiten auch immer mehr in anderen Männerdomänen wie KFZ-Mechaniker oder Zimmerer, so Günter Fercher. 

Die Rolle der Frau bei der Feuerwehr wandelte sich von einer unterstützenden Person im Hintergrund zu einem gleichgestellten Teil der Mannschaft. Günter Fercher hätte gerne mehr Frauen bei der Freiwilligen Feuerwehr Puch, er möchte mindestens eine Bewerbsgruppe (neun Personen) nur mit Frauen bei Bewerben stellen können. Florian Hofmann fasst zusammen: „Ob im Einsatz, bei Übungen oder in der Administration und Vorbereitung… bei uns wird jede Hilfe benötigt und dafür ist immer ein Spind frei“ 


[1] Vgl. 140 Jahre Niederösterreichischer Landesfeuerwehrverband: 1869 – 2009. (2009). Österreich: Niederösterreichischer Landesfeuerwehrverband.

[2] Vgl. ÖBFV. (2024, 07. März). Feuerwehr in Österreich 2023 und im Verlauf 2008 bis 2023. Bundesfeuerwehrverband. https://www.bundesfeuerwehrverband.at/wp-content/uploads/2024/02/Statistik_2023.pdf

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